O Breitband, where art thou?
Als wir unser Vorhaben, eine Alternative zur GEMA zu gründen, vor vier Jahren öffentlich ankündigten, wurden uns viele Gründe genannt, warum das Unterfangen scheitern müsse. Wir waren auf alles gefasst. Nur auf eines nicht: Dass wir ein halbes Jahr auf den Internetanschluß der Telekom warten müssen. Hier eine Kurzfassung des Gruselkabinetts für ein Startup, das etwas im Internet machen will.
„VDSL ist verfügbar“
Die Bestellung unseres Anschlusses datiert auf den 20. Januar 2014 — der Online-Check hatte gemeldet, dass Breitband in unserem Büro verfügbar ist. Als Wunschtermin für den Anschluß wird uns der 31. Januar bestätigt. Im anfänglichen Schriftverkehr werden wir darauf hingewiesen, wir mögen doch besser ihr DE-Mail verwenden, weil E-Mails nicht verschlüsselt seien. Wir antworten mit unseren PGP-Schlüsseln für wirklich sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die die Telekom bis heute links liegen läßt.
„Wann wollen sie das Büro denn beziehen?“
Der Anschlußtermin verstreicht ohne Regung. Am 3. Februar atmen wir kurz auf: Die Straße wird aufgebaggert und ein Kabel verlegt. Doch unser Arbeitstreffen zur Büroeinweihung Mitte Februar müssen wir immer noch mit privat improvisiertem Funknetz über die Bühne bringen. Ende Februar fragen wir nach, wann denn nun die Schaltung erfolgt: Am 23. April wolle man uns nun anschließen. Wir sind ungehalten, zumal uns der Kundenservice seltsame Fragen wie diese stellt: „Wann wollen sie das Büro denn eigentlich beziehen?“ — „Wir sind seit einem Monat drin und versuchen zu arbeiten!“ Man offeriert uns einen LTE-Tarif mit Volumenbegrenzung als Interimslösung.
Nachdem der Anschlußtermin dann aber doch ohne weitere Lebenszeichen verstreicht, haken wir nach: Wo bleibt das Netz? Man verweist uns an den Düsseldorfer Subunternehmer. Dem fällt gleich auf, dass er vor Wochen vergessen hat, der Telekom den erfolgreichen Abschluß der Kabelverlegung mitzuteilen. Kurz darauf storniert uns die Telekom den Auftrag gleich ganz. Wir teilen unsere Verwunderung darüber mit, dass man erst neue Kabel verlegen läßt, um dann doch nicht liefern zu wollen. Die Stornierung wird wieder storniert.
Ausritt zum Wochenende
Endlich wird uns ein Techniker angekündigt: Am Samstag, 7. Juni, zwischen 8 und 13 Uhr. Optimale Zeiten für ein Büro mit Fünf-Tage-Woche. Es müsse jemand vor Ort sein, der Techniker würde zunächst den Anschluß schalten und danach im Büro erscheinen. Am 5. Juni werden wir noch einmal per Mail an den Termin erinnert. Eva legt also extra eine Wochenendschicht ein. Um 10 Uhr ruft sie nochmal die Telekom an und gibt ihre Mobilnummer durch, falls der Techniker sie erreichen möchte. Doch ganz überraschend erscheint kein Techniker, niemand sagt ab. Es hätte uns stutzig machen sollen, dass als Ort der Schaltung ein entferntes Gehöft genannt wurde.
Moment, das hatte uns stutzig gemacht — es sei aber alles korrekt, erfahren wir auf Nachfrage. Als uns per Brief eröffnet wird, dass man diese völlig falsche Adresse auch ins Telefonbuch schreiben wolle, bestehen wir auf Änderung. Wir erfahren auf telefonische Nachfrage, dass eine Änderung erst nach erfolgtem Anschlußtermin möglich sei. Bei Erteilung eines parallelen Auftrags könne es sonst Probleme geben, was zur Stornierung des Anschlußtermines führen könne. Für Rechnungen wird weiterhin die korrekte Büroadresse verwendet.
Am Wochenende darauf kündigt man uns nach multiplem Nachhaken an, ein Techniker werde sich telefonisch bis Mittag melden: Nichts. Gerade haben wir — wiederum nach mehrmaligem Nachbohren — einen neuen Termin genannt bekommen: der 15. Juli.
Kein Anschluss unter dieser Nummer
Die meisten Anfragen arten in ein langes Hin und Her von Briefen, Telefonaten und Mails aus. Einziger Hoffnungsschimmer ist eine Servicemitarbeiterin, zu der wir eine direkte Durchwahl haben, der aber leider auch die Mittel fehlen, um aus Anschlußplänen Realität werden zu lassen. Mitunter bekamen wir bei Berufung auf ihre Aussagen auch zu hören, Frau B. gebe es gar nicht. Die Kommunikationspraxis im Hause Telekom bekommt von uns ein klares „Mangelhaft“.
Die Tatsache, dass uns das Unternehmen zunächst direkt Anschlußverfügbarkeit signalisiert, um uns dann ein geschlagenes halbes Jahr mit notdürftigem Funknetz abzuspeisen, sprengt jede Notenskala. Das ist mehr als peinlich, es kann für Geschäftskunden mitunter existenzbedrohend sein — uns fehlen in der Hauptgeschäftsstelle ja auch Telefon und Fax. Schlimmer noch: Monate, nachdem hier offensichtlich nichts geht, liefert der Online-Verfügbarkeitscheck der Telekom für diese Adresse Ende Juni immer noch die Meldung: „DSL Business 50000 VDSL ist verfügbar“:
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